Tagebuch einer Reisenden


Bare Blåbær – nur Heidelbeeren, ganz für uns allein!

Bare Blåbær, das heisst auf Norwegisch so ungefähr „Nur ein Kinderspiel“, oder eben, nur Heidelbeeren. Dies ist der Name für eine der längsten und schönsten Mehrseillängentouren auf den Lofoten. Mit Sicherheit eine der Beliebtesten. Und drum ist es alles andere als ein Kinderspiel, in dieser Route nicht in einen Stau zu geraten, und das trotz eines gut einstündigen Zustiegs, bei dem man sich durchaus verfransen kann.

Wir fuhren, nachdem wir Gandalf geklettert hatten, zum Parkplatz für den Zustieg, und stellten uns da mal in die Warteschlange für einen Platz für den Camper, den wir nach kurzer Zeit ergattern konnten. Der Plan war, entweder gegen Mitternacht oder dann am Morgen früh loszugehen, um dem Massenandrang zu entgehen.

Bald wurde klar, dass die Wand bis fast elf Uhr Abends in der Sonne war, und drum entschieden wir uns relativ früh, erst um vier zu starten. Immer wieder schauten wir mit dem Feldstecher zur Wand, und staunten ob der nimmer endenden Schlange von Seilschaften, deren Füsse in der Hitze der Wand – wir hatten unten am Fjord 24 Grad! – glühen mussten. Auch um zehn und elf Uhr abends machten sich noch zwei Seilschaften auf den Weg… Ob wir wohl am frühen Morgen auch noch Schlange stehen müssen?

Wir ziehen los und treffen auf dem Zustieg auf zwei Seilschaften, die am Abend eingestiegen waren, und können es kaum fassen: Am Wandfuss seilt grade die letzte Seilschaft des Vortages vom letzten Stand ab, und wir haben die ganze Wand für uns alleine! Es ist viertel vor sechs und wir wissen, vor elf Uhr kommt die Sonne nicht in die Wand. Also nix wie los! Was für eine traumhafte Route, wenn man sich nicht die Füsse platt warten muss! Erst, als wir vom letzten Stand wegklettern, taucht unten die zweite Seilschaft des Tages auf, auch das können wir kaum glauben. Aber das lange Schönwetterfenster hat wohl dazu beigetragen, dass alle Anwärter die Route schon geklettert hatten, bis wir dann endlich einstiegen.

Am Wandfuss treffen wir noch die dritte Seilschaft des Tages, zwei Briten, und wünschen ihnen viel Vergnügen, bevor wir uns zufrieden ein Bad im kühlen See gönnen. Was für ein Glück in diesen übervollen Lofoten!


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